Produktentwicklung flexibel und bedarfsgerecht
Lesedauer: 8 Minuten
Viele Märkte wandeln sich heutzutage so schnell, dass es Unternehmen oft schwerfällt, bei dieser Schnelllebigkeit mitzuhalten. Was heute noch der neuste Schrei ist, kann morgen bereits Schnee von gestern sein. Hier hilft agiles Arbeiten, sich schnell anzupassen und auf neue Situationen und Trends zur reagieren.
Auch wenn agile Methoden ursprünglich aus der Software-Entwicklung stammen, lassen sie sich in den unterschiedlichsten Branchen anwenden. Denn die agilen Konzepte zielen darauf ab, starre Traditionen und lange, unflexible Entscheidungswege aufzubrechen. Kurz gesagt: Agil zu arbeiten bedeutet, flexibler und anpassbarer zu sein.

In unserer Blogreihe Scrum –Produktentwicklung flexibel und bedarfsgerecht nehmen wir Ken Schwabers und Jeff Sutherlands agiles Rahmenwerk Scrum genauer unter die Lupe:
Was braucht man dafür? Wofür ist es geeignet? Wo liegen die Unterschiede zur klassischen Produktentwicklung? Und mit welchen anderen Methoden lässt sich Scrum kombinieren?
Mit diesem Blogbeitrag starten wir unsere Reihe und geben zunächst eine Einführung in die Grundlagen und Begrifflichkeiten. Dieser Beitrag orientiert sich stark am aktuellen Scrum Guide der Scrum Entwickler Schwaber und Sutherland.
- Scrum - Was soll das eigentlich bedeuten?
- Wofür ist Scrum nützlich?
- Worauf basiert Scrum?
- In Scrum geht man iterativ und inkrementell vor. Was steckt dahinter?
- Welche Werte sind in Scrum wichtig?
- Das Team
- Die Scrum Events
- Die Artefakte
Scrum - Was soll das eigentlich bedeuten?
Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Rugby und bedeutet so viel wie „das Gedränge“. Der Ausdruck soll für flexibles, selbstverantwortliches und dynamisches Arbeiten stehen.
Wofür ist Scrum nützlich?
Bei Scrum handelt es sich um ein Rahmenwerk zur Produktentwicklung. Als Begründer gelten die beiden US-Amerikaner Ken Schwaber und Jeff Sutherland. Sie erschufen die erste Version bereits in den frühen neunziger Jahren im Kontext der Software-Entwicklung. Heutzutage wird das Rahmenwerk in vielen verschiedenen Bereichen zur Erarbeitung unterschiedlichster Produkte eingesetzt.
Worauf basiert Scrum?
Das Fundament von Scrum bilden: das empirische Arbeiten und das Lean Thinking. Doch was heißt das? Empirisch vorzugehen bedeutet, dass man sich sein Wissen erst durch Erfahrungen aneignet. Dieses Wissen bildet die Grundlage für jede Entscheidung, die getroffen wird. Dabei geht Scrum nach den drei empirischen Säulen: Transparenz, Überprüfung und Anpassung vor.
Der Prozess muss für alle Personen, die die Arbeit ausführen oder empfangen, transparent sein. Das bedeutet, er muss sichtbar und einsehbar sein. Erst diese Transparenz macht den Scrum-Prozess und dessen Ergebnisse überprüfbar. Durch regelmäßiges und sorgfältiges Prüfen können Defizite erkannt und notwendige Anpassungen vorgenommen werden.
Was verbirgt sich hinter dem Konzept des Lean Thinking? Ziel ist es, Aktivitäten so zu organisieren, dass diese mehr Nutzen und Wert genieren und dabei gleichzeitig Verschwendung minimiert wird.
In Scrum geht man iterativ und inkrementell vor.
Was steckt dahinter?
Iterativ zu arbeiten bedeutet, dass die Produktentwicklung in Schleifen, in sogenannten Sprints, stattfindet. Diese Schleifen laufen immer nach dem gleichen Schema ab. Unter inkrementell versteht man, dass aus jedem Sprint ein Teilprodukt resultiert. Jedes dieser Teilprodukte ist additiv zu allen vorheriger Teilprodukten. Zusammen bilden sie ein geprüftes und funktionierendes Gesamtprodukt. In Scrum entwickeln wir also innerhalb von Sprintschleifen Schritt für Schritt ein Produkt, das sich aus den entstandenen Teilprodukten jedes Sprints zusammensetzt.
Welche Werte sind in Scrum wichtig?
Insgesamt fünf Werte sollen das Scrum Team bei ihren Handlungen während der Entwicklung leiten:
- Commitment: Das Scrum Team ist sich darin einig, die vorgenommenen Ziele zu erreichen und sich dabei gegenseitig zu unterstützen.
- Fokus: Im Mittelpunkt steht die zu erledigende Arbeit des aktuellen Sprints.
- Offenheit: Aufgeschlossenheit gegenüber der zu erledigenden Arbeit und den Herausforderungen, die während der Entwicklung auftauchen.
- Respekt: Ein respektvoller Umgang miteinander und die Anerkennung jedes Teammitgliedes als fähige und unabhängige Person.
- Mut: Auch wenn es schwerfällt, den Mut haben, das Richtige zu tun.
Das Team
Das Scrum Team setzt sich aus den drei Rollen Scrum Master: in, Product Owner: in und den Entwicklern zusammen. Das Scrum Team ist dafür verantwortlich, dass am Ende jedes Sprints ein nützliches und funktionierendes Produktinkrement steht.
Entwickler: innen
Die Entwickler: innen sind die Mitglieder des Scrum Teams, die dafür verantwortlich sind, dass in jedem Sprint ein Produktinkrement entsteht. Dabei kümmern sie sich um die Planung des Sprints. Als Hilfsmittel nutzen das Entwicklerteam das sogenannte Sprint Backlog. Die Qualitätsmerkmale, die eingehalten werden müssen, findet man in der Definition of Done. Das Team sollte interdisziplinär aufgestellt sein. Was bedeutet das? Die Teammitglieder sollten alle Fähigkeiten besitzen, die notwendig sind, um die Sprintziele zu erreichen. Zudem arbeitet es selbst organisiert. Bei der Teamgröße ist es wichtig, dass es klein genug ist, um flexibel agieren zu können, aber auch groß genug, um alle benötigen Fähigkeiten mitzubringen.

Product Owner: in
Der/Die Product Owner: in ist eine einzelne Person, die sich darum kümmert, dass das Produkt seinen Wert und Nutzen maximiert. Denn er/sie trägt die Verantwortung für das Endergebnis. Als Product Owner: in bestimmt man das umfassende Produktziel und kommuniziert dieses dem Rest des Scrum Teams. Man ist verantwortlich für die Einträge im Product Backlog sowie deren Reihenfolge, Priorisierung, Transparenz und Verständlichkeit.

Scrum Master: in
Der/Die Scrum Master: in fungiert als Servant Leader, der für die Einführung und Umsetzung von SCRUM verantwortlich ist. Er hilft dem Scrum Team und dem Unternehmen dabei, SCRUM in der Theorie zu verstehen und in der Praxis umzusetzen. Dabei nimmt er/sie eine unterstützende Rolle beim Selbstmanagement, interdisziplinären Arbeiten und der Beseitigung von Hindernissen ein. Zudem stellt der/die Scrum Master: in sicher, dass alle vorgeschriebenen Scrum-Events stattfinden und die entsprechenden Timeboxen eingehalten werden. Den/Die Product Owner: in unterstützt der/die Scrum Master: in bei der Suche nach geeigneten Techniken, um dem/der Produkt Owner: in die Definition des Produktziels und die Pflege des Product Backlogs zu erleichtern.

Die Scrum Events
Der Sprint
Wie wir bereits festgestellt haben, läuft die Produktentwicklung in SCRUM iterativ, also in Schleifen ab. Diese Schleifen werden als Sprints bezeichnet und bilden eine Art Container für alle anderen Events. Innerhalb dieses Containers findet das Sprint Planning, die Daily Scrums, das Sprint Review und die Sprint Retrospective statt. Dabei haben alle Sprints einer Produktentwicklung die gleiche Länge und können jeweils maximal einen Monat dauern. Zwischen den Sprints gibt es keine Pause. Endet ein Sprint folgt unmittelbar darauf der Nächste.

Das Sprint Planning
Das Planning bildet den Startschuss jedes Sprints. Hier wird die für den aktuellen Sprint die zu erledigende Arbeit festgelegt. Den Ablauf kann man sich folgendermaßen vorstellen: Der/Die Product Owner: in bringt Ideen und Vorschläge wie man den Wert und den Nutzen des Produkts steigern könnte. Auf dieser Grundlage erarbeitet das gesamte Scrum Team gemeinsam ein Ziel für den aktuellen Sprint.
Das Daily Scrum
Es findet an jedem Arbeitstag des Sprints statt. Um Kontinuität zu gewährleisten, sollte das Daily immer zur gleichen Zeit und am gleichen Ort abgehalten werden und nicht länger als 15 Minuten sein. Ziel ist es, zu überprüfen, was bereits geschafft wurde und was noch erledigt werden muss, um das festgelegte Sprintziel zu erreichen. Falls notwendig, können auch noch Anpassungen an der geplanten Arbeit vorgenommen werden.
Das Sprint Review
Beim Review handelt es sich um das vorletzte Event im Sprint. Hier wird das im Sprint entwickelte Produktinkrement, das „Teilprodukt, genauer unter die Lupe genommen. Das Scrum Team überprüft gemeinsam mit Stakeholdern das Inkrement und tauscht sich darüber aus, welche Anpassungen sinnvoll sind, um dessen Wert und Nutzen noch zu steigern. Stake was? Stakeholder sind verschiedene Personengruppe, die sich für das Produkt interessieren. Das können zum Beispiel Mitarbeiter des Unternehmens außerhalb des Scrum Teams oder potenzielle Kunden sein. Sie bringen andere Perspektiven und Sichtweisen in die Produktentwicklung ein. Neben dem, was erreicht wurde, wird ebenfalls überprüft, welche Veränderungen sich im Umfeld der Produktentwicklung getan haben. Gibt es beispielsweise wirtschaftliche oder rechtliche Aspekte, die beachtet werden müssen und Veränderungen mit sich bringen?
Die Sprint Retrospektive
Die Retrospektive schließt den Sprint ab. In diesem Event überprüft das gesamte Scrum Team, wie der letzte Sprint auf der Arbeitsebene ablief. Was lief gut und wo gibt es noch Verbesserungsbedarf bei Individuen, Interaktionen, Prozessen, Werkzeugen oder dem Qualitätsmanagement? Wo entstanden Probleme und wie wurden diese gelöst? Kurz gesagt: Das Scrum Team analysiert die Arbeitsweise des Sprints und identifiziert die hilfreichsten Änderungen für die nächste anstehende Schleife.
Die Artefakte
Das Product Backlog
Beim Product Backlog handelt es sich um eine Art geordnete, priorisierte Liste, die sich immer weiterentwickelt. Dieses Backlog beinhaltet die Arbeit, die durch das Scrum Team erledigt werden soll. Das Artefakt wird vom Product Owner verwaltet. Man könnte es auch als eine Art übergeordnete Liste sehen, die die gewünschten Produkteigenschaften und somit das Produktziel enthält.

Das Sprint Backlog
Das Sprint Backlog ist die Arbeitsgrundlage des Entwicklerteams. Es beinhaltet das Sprintziel (Wofür), die Product Backlog Einträge, die im aktuellen Sprint umgesetzt werden sollen (Was), und einen Plan für deren Umsetzung (Wie). Es wird während des Sprint Plannings erstellt und im Sprint immer wieder weiterentwickelt. Das Sprint Backlog dient als Echtzeit-Abbild der Arbeit während des Sprints und bildet somit die Grundlage für den Austausch im Daily Scrum: Wo stehen wir aktuell? Was muss noch getan werden, um das Sprintziel zu erreichen? Wo sind Änderungen notwendig?

Das Inkrement
Ein Produktinkrement ist ein neu hinzukommender Teil des Produkts. Jedes entwickelte Inkrement ist additiv zu allen vorherigen Inkrementen. Gemeinsam bilden alle Inkremente das Produkt. Wichtig ist, dass alle Inkremente gründlich geprüft und getestet sind, um sicherzustellen, dass sie alle gemeinsam funktionieren. Damit dies gewährleistet wird, existiert die Definition of Done. Eine Checkliste, die vollständig erfüllt sein muss, damit eine Funktion als fertig gilt und ins Produktinkrement integriert werden darf.

In unserem nächsten Blogbeitrag erwartet Sie eine Gegenüberstellung.
Wir vergleichen klassische und agile Methoden miteinander und betrachten genauer, für welche Projekte Scrum eigentlich geeignet ist.
Sie wollen den Einstieg in die Scrum Methode wagen?
Dann empfehlen wir Ihnen unser zweitägiges Scrum-Training. Erlernen Sie alle generellen Kenntnisse, um erfolgreich in die Rollen von Scrum, wie zum Beispiel Product Owner und Scrum Master, eintauchen zu können.
Der Kurs verspricht Praxisorientierung und Interaktivität durch zahlreiche Übungen. Stellen Sie sich daher auf einen aktiven Workshop ein, bei dem keine Langeweile aufkommt. Darüber hinaus gehen wir natürlich auf Ihre individuellen und firmenspezifischen Fragen ein. Auf Wunsch kann in einem zusätzlichen Tag eine Zertifizierung erlangt werden.


Die Autorin
Nadine Stölzel ist B.A. Medienkommunikation und M.Sc. Informatik für Geistenwissenschaftler. Bei der projecDo kümmert sie sich um die Öffentlichkeitsarbeit und als Organisationsentwicklerin um verschiedene Schulungsthemen.
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